Künstlerportrait: Jörg F. Zimmermann

Die innere Ordnung der Dinge

Wohl kaum ein Glasgestalter in Deutschland ist sich über einen vergleichbar langen Zeitraum künstlerischer Aktivitäten thematisch und technisch so treu geblieben, wie der 1940 in Schwaben geborene Jörg F. Zimmermann.

 

Zentrales Thema seiner Objekte ist das Grundprinzip der Natur, die Gitter und Wabenstrukturen organischer Dinge. Zimmermann sieht die Entstehung seiner sogenannten Wabenobjekte als lebendigen Prozess. Eine heiße, relativ dickwandige Glasblase am Ende der Glasmacherpfeife drückt der Künstler in ein asymmetrisch geformtes Drahtkörbchen und nimmt dieses damit auf. Anschließend wird diese innere Blase wieder in das zäh fließende heiße Glas im Schmelzofen getaucht und überfangen.

 

Nun bläst der Künstler das Glas durch die Maschen des Drahtes und es entstehen Waben- und Gitter-Strukturen im Inneren der Blase. Die äußere Haut ist glatt und glänzend. Die Form gestaltet Zimmermann durch Drücken, Kneten und Ziehen des trägen Materials. Einige Objekte bläst er in Formen oder modelliert diese mit Modeln.

Bewusst öffnet er manches Objekt, mal in heißem Zustand mit weich aufgebogenen Rändern, mal später, wenn die Arbeit heruntergekühlt wurde, durch Schleifen und Sägen. So erhält der Betrachter den Blick in das Innere der Arbeit, wo zarte Glasfäden ein mysteriös morbides Eigenleben entwickeln. Es wirkt erstarrt und dennoch lebendig.

 

Inspiration des Künstlers sind Muscheln, Wurzeln, Blattwerk, Schaum und andere organische Dinge. Er überlässt aber jedem Betrachter die Freiheit sich selber "hineinzuschauen" und eigene Impressionen zu erblicken.

Zur Farbgebung

 

Auch diese versteht Zimmermann als Teil des Entstehungsproizesses. Die geplante und vorgegebene Farbgebung durch buntes Glaspulver oder durch farbgebende und im Feuer und der Hitze reagierende Oxyde, passt er während der Herstellung an.

 

Einige seiner Objekte werden anschließend noch mit Kalttechniken (Schliff, Sandstrahlen, Malerei) von ihm weiter bearbeitet.

 

Das Schaffensspektrum des Künstlers ist weit vielseitiger als man in der öffentlichen Wahrnehmung vielleicht denkt. Neben den Wabenobjekten gestaltet er auch in Sand gegossene Werke, Bilder aus Glas oder Kunst am Bau. Für die Glas, Silber- und Besteckwaren-Industrie entwirft er funktionale Produkte in klarem Design. Die Liste seiner Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen ist schier endlos.Jörg Zimmermann ist mit seinem Lebenswerk aus dem europäischen Studioglas nicht wegzudenken.

 

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